Fliegenfischen im Drachental

Fliegenfischen im Drachental

Es kann nichts Vollkommeneres geben, als sich beim Anbruch des Tages eine Fliegenrute zu greifen, den Rucksack zu packen und die Aussicht auf einen Tag an einem wilden, nahezu unberührten Fluss zu genießen.
Es ist ein klarer, himmelblauer Tag im späten Mai; die Luft ist warm und die Wälder sprießen in sattem Grün. Eine Bergstraße führt mich durch bezaubernde Fichtenwälder über kleine Bäche und saftige Weiden. Am Horizont schimmern die Kämme der Voralpen im Morgenlicht.
Dann öffnen sich die dicht bewaldeten Hänge des magischen Drachentals vor mir; still liegt es unten zwischen den umliegenden Felswänden.

Die Legende

Vor rund 500 Jahren ließen sich die ersten Siedler im Süden des Leitzachtals nieder. Sie bauten ihre Häuser an den Hängen der Berge und hörten die Leitzach tief unten im Tal donnern. Den Weg dorthin mieden sie allerdings. Sie glaubten, dass in der Tiefe Drachen hausten. Wenn am Morgen der Nebel an den Berghängen hinaufstieg, dachten sie, das sei der Rauch des Drachenfeuers. Der Name „Drachental“ war geboren. Er ist bis heute geblieben.

Ein Fluss voller Leben

Im Oberlauf meist gesäumt von weitläufigen Wiesen, fließt die Leitzach durch die malerische Landschaft der Voralpen. Sie steckt voller Leben. Das liegt an ihrem frischen, sauerstoffreichen, glasklaren Wasser mit den sprudelnden Stromschnellen und tiefen Pools – alles in allem ein idealer Lebensraum für Regenbogen- und Bachforellen sowie Äschen.
Das kühle Bergwasser sorgt dafür, dass die Fische auch in der Sommerhitze aktiv sind. Im Frühling kann man hier wunderbare Fliegenschlüpfe erleben, wobei große Steinfliegen einen wichtigen Teil der Fischnahrung ausmachen.

Doch das Beste ist, dass in dieser Region seit den 1930er Jahren praktisch kein Fischereidruck ausgeübt wurde. Die natürliche Umwelt ist einer Familie zu verdanken, die seit Generationen ausschließlich im Drachental fischte. So konnte sich in der Leitzach eine gesunde Population von Forellen und Äschen entwickeln, von denen viele nie zuvor eine künstliche Fliege gesehen haben.

Die ersten Würfe

Oberhalb der alten Mühle von Wörnsmühl steige ich in meine hüfthohe Wathose und binde eine Elk Caddis-Fliege an mein 0,18mm Vorfach. Froh über die kühle Erfrischung des Gebirgswassers, mache ich meine ersten Würfe in den Schattenbereich des gegenüber liegenden Ufers. Kleine Forellen attackieren die Trockenfliege sofort. Sie stellen sich an meiner 4er-Rute als ziemlich kampfstark heraus.
Mit ihrer wunderbaren Zeichnung sind sie der lebende Beweis der exzellenten Wasserqualität und des reichen Nahrungsangebots.
Gemächlich wandere ich am Ufer flussaufwärts, um größere Fische zu entdecken. Der Weg führt vorbei an mächtigen Felsen, hinter denen sich Rückströmungen bilden. Von einer Holzbrücke öffnet sich ein fantastischer Blick über einen Pool, der mich mit seinem türkisfarbenen, glasklaren Wasser an die Flussläufe Sloweniens erinnert; hier ist das Tor zum geheimnisvollen Drachental.

Im Schutz überhängender Äste wartet eine Gruppe Forellen auf Futter. Es erfordert ein bisschen Geschick, um die Trockenfliege stromaufwärts vor ihnen abzulegen. Die starke Strömung sorgt dafür, daß ich den Anhieb sehr schnell setzen muss. Die bildschönen Regenbogenforellen zögern nicht lange, mein Herz schlägt höher.

Hinein ins Drachental

Immer auf der Suche nach einem Nebenfluss oder einem noch besseren Platz zum Fischen folge ich dem Flusslauf, der tiefer ins Tal hinein führt. Die Hänge werden steiler und nur wenige Sonnenstrahlen durchdringen das dichte Blätterdach der Bäume. Die Geschichte der alten Legende kommt mir in den Sinn. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie ein Drache im Unterholz zwischen den riesigen Farnen und Moosen lebte, um die geheime Quelle der Leitzach zu bewachen. Gewaltige Stauden, auf denen Steinfliegen von beeindruckender Größe krabbeln und imponierende Libellen, die am Ufer patrouillieren, könnten auch aus einem Zeitalter aus der Frühzeit der Erde stammen.
Da sich kaum Forellen an der Oberfläche zeigen, knote ich zunächst die bewährte Prince Nymphe an mein Vorfach und lasse sie in ohne jede Bewegung am Ufer entlang treiben – in einer dead Drift , wie Fachleute sagen. Diese Methode funktioniert hier wunderbar.

In den tieferen Pools bringe ich eine beschwerte Goldkopf-Nymphe ins Spiel, um größere Forellen aus der Tiefe zu locken; vorerst noch ohne Erfolg. Dann durchstreife ich die Schutzzone der Leitzach, in der sich zwischen großen Schilfgürteln viele Brutplätze einheimischer Vögel befinden. In der Ferne erhebt sich, 1.838 Meter hoch, majestätisch der Wendelstein. So viel Anmut rundum macht ein bisschen demütig.

Die Stunde der Grossen

Es treibt mich weiter stromaufwärts, durch mannshohes Schilf, wo die Leitzach in einer breiten Kurve um eine längliche Schotterbank führt. Hier haben sich vom Fluss mitgeführte Steine und große Mengen von Sand abgelagert – ein idealer Platz für ein Camp. Ich sammle etwas Totholz für die Feuerstelle und lasse eine Stonefly-Nymphe die Kiesbank entlang driften.
Es ist der Auftakt für den Höhepunkt des Tages: In der Dämmerung nämmlich winkt die Stunde der Großen! Und wirklich: Es gibt packende Drills, die einen beflügeln und die Vorfreude auf den nächsten Tag schüren.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit packe ich meine Rute und wandere zurück zum Lager; es wird umhüllt vom Alpenglühen der umliegenden Berge. Am Lagerfeuer entfaltet sich einmal mehr die einzigartige Magie dieses Ortes. Ich lege den Kopf in den Nacken, über mir erstahlt der Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht. Man kann sich kaum satt sehen. Am Ende schlüpfe ich glücklich ich in meinen Schlafsack.

Neuer Tag, neues Glück

Der neue Tag ist frisch und kraftvoll. Ich klettere am frühen Morgen aus meinem Zelt. Nebel liegt auf dem Fluss. Junge Forellen pflücken bereits kleine Insekten von der Wasseroberfläche.
Während die Sonne langsam über die Wipfel der Bäume steigt, koche ich Kaffee und beobachte das Schauspiel. Später folge ich einem Wanderweg, der mich entlang des Berghangs führt. Sonnenstrahlen leuchten das Flussbett aus. Fasziniert von dem Funkeln, das das Licht auf den Wellen erzeugt, entdecke ich hinter einem Felsen eine große Bachforelle in ihrer Komfortzone. Aufgeregt wate ich zum anderen Ufer, um sie von dort stromaufwärts anzuwerfen. Viele Versuche wird sie mir bestimmt nicht geben.

Der erste Wurf gerät noch etwas zu kurz. Danach landet meine Trockenfliege genau auf dem Felsen. Mit einem Zupfer gelangt sie in die Strömung und treibt direkt hinter den Felsen, wo die Forelle noch immer wartet. Sie zögert keine Sekunde und attackiert meine Fliege sofort. Sie entwickelt in der Strömung eine verblüffende Kraft , so dass ich ein Stück flussabwärts laufen muss, um sie nicht zwischen dem Treibholz und den Felsen des Strömungstrichters zu verlieren. In rasendem Tempo wechselt die Forelle zwischen den Strömungen hin und her, ihre Flanke glitzert golden in den Wellen der Leitzach.

Am Ende gleitet der prächtige, rot orange gepunktete Fisch ermattet in meinen Kescher. Zufrieden mit meinem Fang picknicke ich auf einer duftenden, blühenden Wiese. Schwer zu beschreiben, welche Gefühle mein Inneres in diesem Moment fluten. Vielleicht ähneln sie denen eines Bergsteigers beim Erreichen des Gipfels, oder jenen eines Surfers, dem es gelingt, eine besonders hohe Welle zu reiten.
Eines steht fest: Für mich gibt es nichts Wichtigeres als die Flüchtigkeit und Einfachheit dieser Momente. Sind sie doch eine Chance, die Schönheit seiner Umgebung zu erkennen; nach innen zu schauen und ein Teil seiner Umwelt zu werden.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Phillip Noss, Jonathon Muir

The Walden Tour

Vier Gestalten sitzen entspannt im Schatten einer Weide, als wir mit unserem Wagen auf dem knirschenden Kiesweg am Ufer der Warnow anrollen. Einer von Ihnen trägt einen riesigen Sombrero und bastelt am Objektiv seiner Kamera herum, die anderen sitzen im Schatten ihres Campers. Wenn das nicht die Jungs von WALDEN sind!

Der Spur eines Flusses folgen

Bei der Begrüßung liegt die angenehme Spannung der Ungewissheit in der Luft. Nach einem kurzen Equipment-Check überlegen wir am Steg, wer in welchem Boot fahren wird und wie wir die Route aufteilen. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Harald erkundigt sich, welche Fische beissen werden, wenn sie denn beissen. Eine berechtigte Frage, da zwei Wochen zuvor noch kein Lebenszeichen der Döbel, auf die wir es hier und heute abgesehen haben, zu sehen war. Nachdem alles an Bord verstaut und auch die Fliegenrute von Matthias einsatzbereit ist, die er passend zum Anlass vom Dachboden geholt hat, geht es mit der Karawane von drei Kanadiern flussabwärts.

Bei sonnigem Wetter sichten wir die ersten grossen Fische im glasklaren Wasser, die Aufregung steigt! Matthias ruft rüber: „Der umgefallene Baumstamm im Wasser ist doch der ideale Spot…checkt doch mal, ob hier was geht.“ Wir machen unsere ersten Würfe ins Flachwasser, in dem die Pflanzen der Strömung geschmeidig nachgeben. Malte hält mit seiner Kamera drauf. Plötzlich schiesst ein Döbel aus der Deckung hervor, schnappt sich die Maifliege und zeigt, wie spektakulär es im Drill mit seinesgleichen zugehen kann. Ich muss zugeben, dass dieser Fisch wahrlich nicht der Grösste war, er aber eine sehr entspannende Wirkung auf uns und den weiteren Verlauf der Tour hatte.

Auf der nächsten grossen Wiese machen wir eine Pause, um den Jungs von WALDEN auch mal die Fliegenrute in die Hand zu drücken. Natürlich alles Naturtalente…das versteht sich von selbst! Im Schatten der anderen Uferseite lässt sich während des Einsteiger-Kurses noch der eine oder andere Fisch fangen.

Harald macht den Vorschlag, bei der nächsten Gelegenheit ein kleines Picknick einzulegen. Sein Picknickkorb hält, was er verspricht. Italienisches Landbrot, verschiedenste Salami- und Käsesorten kommen zum Vorschein. Dazu ein kühles Bier und der Tag gehört uns!

Wir schlagen vor, das Lager in einem kleinen Waldstück zu bauen, das in der Nähe liegt. In den  lauen Nachmittagsstunden lassen wir uns vorbei an Schafweiden und Biberbauten treiben. Über uns kreisen Rotmilane, als wir unser Ziel in der Dämmerung erreichen. Nach einem Bad geht es mit frischen Kräften ans Werk. Matthias instruiert uns, wie die neuen Schlafhängematten vernünftig platziert werden und Markus baut eine Feuerstelle, während Harald die Zutaten des abendlichen Grills zusammenstellt. Während die Würste vor sich hin brutzeln, wird eine Flasche Rotwein entkorkt und ein bisschen weitergefischt.

Mittlerweile ist der Ehrgeiz bei allen Beteiligten entflammt, wir feilen an den Würfen und die unmittelbare Chance auf einen größeren Fisch treibt uns an. Es bleibt bei ein paar Barschen, die im letzten Licht des Tages auf die Jagd gegangen sind. Am Feuer geben wir noch ein paar Geschichten vom Fliegenfischen und dem Leben zum Besten. In der Hoffnung auf guten Schlaf kriechen wir in unsere Hängematten.

Der Spirit eines neuen Tages

Erstaunlich frisch begegnen wir uns am nächsten Morgen. Der Geruch von frischem Espresso und verbrannten Holz liegt in der Luft. Die Sonne kriecht über die Kronen der Kiefern und macht Lust auf einen neuen Angeltag. Während wir unseren Kaffee schlürfen, stellt uns Harald ein paar Fragen zum Fliegenfischen und notiert unsere Antworten auf seinem Notizblock. Der grösste Reiz am Fliegenfischen besteht für uns neben dem Draußen sein darin, die Fische zu suchen und sich möglichst lautlos zu nähern. Da die Fliegen durch ihr geringes Gewicht nahezu keine Scheuch-Wirkung auf die Fische haben und im Idealfall selbst gebunden wurden, ist das Fliegenfischen schon eine sehr erfüllende und feine Sache. Es ist ein sehr ursprüngliches Gefühl, eine Forelle mit einem Haken, einem Stück Schnur und einer Entenfeder überlisten zu können.

Dazu kommt, dass es neben der Netzfischerei eben die urtümlichste Art des Angelns ist. Natürlich steht über allem der Gedanke, zusammen mit Freunden die Natur zu erleben, die Fliegenrute ist  dabei auch gerne das Mittel zum Zweck. Es ist allerdings auch reizvoll, nach einem anstrengendem Tag alleine für ein paar Stunden am Wasser zu sein und zu fischen. Die meditative Seite des Fliegenfischens gepaart mit einer kleinen Portion Überlebensinstinkt trifft bei immer mehr Freunden auf echte Begeisterung.

Selber machen!

Heute steht die kräftige Stromschnelle auf dem Plan, bei der es darum geht, Felsen und Brückenpfeilern auszuweichen. Wir entscheiden uns, das Camp stehen zu lassen, um mit weniger Gepäck unterwegs zu sein und notfalls ein paar trockene Sachen parat zu haben, falls doch jemand kentert. Die Fotoausrüstung wird in wasserfeste Beutel verpackt. Die Boote werden zu Wasser gelassen und es geht hinein, in die grüne Hölle….

Diesen besonders spannenden Teil der Warnow möchten wir Euch hier vorenthalten. Den müsst Ihr selbst erkunden! Und nicht die Fliegenrute vergessen! An einem Sommertag die großen Döbel auf Sicht fangen ist ein Erlebnis.

Wenn Ihr Euch bei erfahrenen Stromschnellen- und Döbelbezwingern Unterstützung in Sachen Anmietung von Kanus, Wahl der richtigen Fliege und dem Auffinden der besten Spots holen wollt, einfach bei uns melden.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Malte Joost

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TUNA ON!

TUNA ON!

In der frühmorgendlichen Sonne lichteten wir unseren Anker und fuhren entlang der Sandbänke, die uns zum Tor der offenen See führten. Als die erste Inselgruppe an uns vorbeizog, verwandelte sich das Wasser allmählich in ein immer tiefer werdendes Blau. Unser Außenborder ackerte sich durch den steigenden Wellengang, das Spritzwasser überzog den Bug allmählich mit einer salzigen Kruste und das Sonnensegel trotze der steigenden Hitze. Eine leichte Brise aus Südwesten und der etwas verhangene Himmel versprachen ideale Bedingungen für unseren Ausflug.

Von einem der locals hatten wir erfahren, dass vor einem nahegelegnem Riff immer wieder Thunfisch Schulen Jagd auf Kleinfisch-Schwärme machten. Wir nahmen Kurs auf und bestückten unsere 9# Ruten mit frisch gebundenen streamern, die im Fahrtwind flatternd auf ihren ersten Kontakt warteten.

Nachdem wir es uns auf Deck bequem gemacht hatten, uns auf das gleichmässige Schaukeln unseres Bootes einliessen und die salzige Meeresluft genossen, die sich hin und wieder mit dem Benzingeruch des Aussenborders mischte, tauchte ungefähr einen Kilometer vor uns eine Gruppe von Möwen auf. Sie patrouillierten dicht über den Wellen und wurden von zahlreichen Tölpeln begleitet, die wie Speere ins schäumende Wasser stachen.

Als wir in Reichweite kamen, benötigte es nicht viele Würfe. Ein kurzer, harter Kontakt und das lang ersehnte Surren der Rollen ließ nicht lange auf sich warten. Die Schnur durchschnitt die Wasseroberfläche wie eine Fräse.

Unter uns blitzten die silbernen Flanken des Skipjacks, der direkt in die Tiefe flüchtete.
Als seine Kräfte etwas zu schwinden schienen, konnte ich etwas backing zurückzugewinnen, was mit noch stärkeren Fluchten quittiert wurde.Es gab jetzt nur das Knarren unseres Kahns und das hartnäckige Abziehen der Schnur. Alles andere lag in weiter Ferne. Ich drehte die Rollenbremse langsam zu.

Der Tuna stieg allmählich wie ein blauer Torpedo in grossen Kreisen zur Oberfläche, um sich erneut den Weg in die Tiefe zu erkämpfen. Er wiederholte das Spiel noch einmal und zeigte sich schliesslich an der Wasseroberfläche. Wir holten ihn langsam zum Boot und bewunderten die wunderbare  Zeichnung und Form des schneidigen und unermüdliche Langstreckenschwimmers, der sich im Laufe der Zeit perfekt an sein Medium angepasst hat.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Bruno Silva Cordes, Tobias Cordes

Fliegenfischen Tour am Rio Petrohué

Der erste kühle Wind schob sich in der Dämmerung als Vorbote der Nacht durch das Tal, als wir beschlossen, die Dieselpumpe unseres Pickup´s zu wechseln. Wir parkten am Straßenrand und rüttelten im Innenleben der Kühlerhaube, als wollten wir einem alten Mann den letzten Zahn ziehen.

Als die ersten funkelnden Sterne am Himmel erschienen, sprang der Wagen unter Protest wieder an und wir fuhren mit offenen Fenstern in die Nacht, die uns nach einer Weile mit dem Anblick der sich im Mond spiegelnden Wellen des Rio Petrohué belohnte. Wir schlugen unser Lager am Ufer auf, sammelten Feuerholz und krönten den Abend mit gegrilltem Fleisch und einer Flasche Whisky.

Welt der Vulkane

Am nächsten Morgen wurde ich von herüberwehenden Rauchwolken geweckt, als sich einer unserer Jungs daran machte, ein Feuer aus der Restglut zu entfachen, um seinen ersten Kaffee zu brühen. Das Quellwasser des Lago Santo floss stetig in einem klaren ginfarbenen Grünblau dahin und die gelbliche Verfärbung der Laubbäume kündigte die baldige Ankunft des Herbstes an. Die ersten warmen Sonnenstrahlen überstiegen die Wipfel und spielten auf dem Wasser. Wir befanden uns am Eingang der Welt der Vulkane, Flüsse, Wälder und Berge und im Hintergrund thronte der weiße Gipfel des Osornos wie ein ständiger Begleiter.

Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt hatten, steckten wir unsere Ruten zusammen und erkundeten das steinige Flussbett der Umgebung. Ich ließ eine olivgrüne Pankorafliege entlang der Strömungskante driften und schon nach einer handvoll Würfen sprang die erste Bachforelle kunstvoll in die noch dampfende Morgenluft. Dieser Tag würde perfekt werden!

Wir beschlossen, dem Unterlauf stromaufwärts zu folgen, füllten unsere Rucksäcke mit Proviant und stiefelten erwartungsvoll durch das Unterholz des dicht bewachsenen Flussdeltas. Wir fischten sprudelnde Rieselstrecken und geheimnisvolle Pools ab, doch alles blieb ruhig. Nach einer kleinen Pause, in der wir den Ausblick auf die bewaldeten Berge und das Rauschen des Wassers genossen, platzierte ich einen großen Streamer in den Schatten der von Gebüschen gesäumten Uferzone, die eine tief ausgespülte Rinne und somit ideale Bedingungen für größere Fische versprach.

Verfolgungsjagd im Fluss

Was sich plötzlich anfühlte wie ein Felsen der Größe eines Hinkelsteins und sich im nächsten Moment in die pulsierende Kraft eines Fisches verwandelte, den ich mir nicht vorzustellen wagte, entlud sich in einer explosiven Flucht, die bereits die Hälfte meines backings einforderte, ehe ich imstande war, zu reagieren. Von nun an begann eine neue Dimension aus Zeit und Raum, in der ich mich im hüfttiefen Wasser an dornigen Büschen vorbeikämpfte, versuchte Felsen auszuweichen und der Strömungen so gut wie möglich standzuhalten. Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich wollte diesen Fisch um jeden Preis sehen. Auf einer Schotterbank gewann ich mein backing mit Mühe Stück für Stück zurück.

Die Wasseroberfläche gab dem Kampf des Fisches erstmalig nach und offenbarte den imposanten Rücken des Königslachses, der mit einigen kräftigen Schlägen in Richtung Grund verschwand. Dieses Spiel wiederholte sich mehrere Male, ehe es mir gelang, ihn in unsere Reichweite zu holen, wo er sich nun in voller Größe präsentierte und seine Ehrenrunden im seichten Wasser der Bucht drehte. Ich erklomm die Böschung mit zitternden Knien und versuchte, ihn in die Arme meiner Jungs zu navigieren, die sich ins Zeug legten, als müssten sie einen wilden Mustang in freier Wildbahn bändigen.

Als wir den Königslachs schließlich mit entschlossenem Griff an der Schwanzflosse aus dem Wasser hoben, waren wir überwältigt von diesem majestätischen Fisch, dem einzigartigen Moment und der unfassbaren Freude, die uns für immer verbinden würde.

Vielleicht war das der Fisch unseres Lebens…aber wer weiß das schon!

Text & Fotos: Tobias Cordes

Küstenforellen in Dänemark

Küstenforellen in Dänemark

Zum Beginn der Meerforellen Saison machten wir uns auf den Weg zur süddänischen Insel Als. Nach einer 4,5 stündigen Fahrt trafen wir unsere freundlichen Gäste aus Österreich. Beim abendlichen Kaminfeuer schmiedeten wir grobe Pläne für die nächsten Tage und gönnten uns schonmal einen ersten Blick in unsere Fliegendosen.

Da in der vorhergehenden Woche die Windrichtungen stetig wechselten, entschieden wir uns bei niedrigen Luftdruck und Temperaturen zwischen 10 und 13 zunächst für die Buchten der inneren Fjorde. Bei bedecktem Himmel, Windstärke 3 aus Osten, hohen Wasserstand und einer mäßigen Strömung konnten die ersten Meerforellen den Garnelen nicht widerstehen!

In den nächsten Tagen brachte der Wind aus Südosten eine leichte Welle und mit ihnen 48", 52" und 54" Meerforellen.
Ein gelungener Start in die neue Saison..wir können die nächsten Tage nicht erwarten!

Wir hoffen Euch bald am Wasser zu treffen!

Text: Tobias Cordes  Fotos: Tobias Cordes, Gerd Pollok

Tour de pesca con mosca en el Río Petrohué

Geführte Fliegenfisch Touren Patagonien

 

 

River Petrohué

The first cool breeze blew ominously through the valley at dusk when we decided to change the diesel pump on our pickup. We parked on the roadside and shook the inner workings under the hood as if trying to pull the last tooth of an old man.

When the first twinkling stars appeared in the sky, the car started under protest again and we drove with the windows open through a night which rewarded us with the sight of the moon reflecting in the waves of the Petrohué River. We built our camp on the banks,collected firewood and crowned the evening with grilled meat and a bottle of whiskey.

World of volcanoes

The next morning I woke up to clouds of smoke billowing over me as one of our guys was taking up the task of restoking the last night’s embers to brew his first coffee. The clear, gincolored, blue-green springwater of Lago Santo flowed steadily and the yellow deciduous foliage announced the imminent arrival of autumn. The sun’s first warm rays topped the mountain peaks and began to play with the morning waves. We were at the entrance to the world of volcanoes, rivers, forests and mountains and in the background the enthroned white summit of the Osorno Volcano accompanied us like a constant companion.

After a leisurely breakfast, we assembled our rods and explored the stony riverbed. I let an olive pankorafly drift along the flow’s edge and after a handful of casts the first brown trout jumped artfully into the still-steaming morning air. This day would be perfect.

We decided to follow the lower reaches upstream, filled our backpacks with supplies and stepped unexpectantly through the

covered underbrush of the dense river deltas. We fished at bubbling stretches of pebbled benches and mysterious pools, but all was quiet.We took a short break and enjoyed the views of the forested mountains and listened to the sound of nature. I cast a large streamer into the shadow of a bush-lined shore, which promised a deeply flushed gap and thus ideal conditions for bigger fish.

Geführte Fliegenfisch Touren Patagonien

Chasing the run

What suddenly felt like a big rock and turned into the vibrant force of a fish that I dared not to imagine erupted in an explosive escape that demanded half of my backing before I was able to react.
From that moment began a new dimension of time and space. I fought my way to thorny bushes in hip-deep water, trying to avoid big rocks and withstand the currents as well as possible.

My heart was beating in my throat, but I really wanted to see this fish. On a gravel bank, I slowly regained my backing with sweaty hands. The water surface revealed the imposing back of the King salmon that disappeared downwards with some sharp blows. This game was repeated several times before I managed to get him within our reach, where the King presented himself in full size and turned his laps in the shallow waters.

I climbed the embankment with trembling knees, trying to navigate him into the arms of my guys who gave everything, as if needing to tame a wild mustang in the open steppe.
When we finally landed the King salmon with a determined grip on the tail fin, we were overwhelmed by this majestic fish and the unique moment that would unite us forever.

Maybe that was the fish of our lives … but who knows!