Drachental Film

Tobias Cordes im Drachental

FLIEGENFISCHEN IM DRACHENTAL

PRODUCED BY PHILIP NOSS

Drachental Film

Wir freuen uns, Ihnen einen kurzen Film von Phillip Noss mit einem unserer neuesten Reiseziele, Dragon Valley in Oberbayern, vorstellen zu können.

Das Dragon Valley umfasst eine 6,5 km private Fliegenfischer Strecke an der Leitzach, Heimat wilder Regenbogenforellen, einheimischer Bachforellen und trophäengroßer Äschen. Das Wasser ist klar, die Fische steigen und die Landschaft ist einfach atemberaubend!

A FLY FISHING GUIDE BERLIN PRESENTS PRODUCTION „DRAGON VALLEY“ CREATED BY PHILLIP NOSS & TOBIAS CORDES MUSIC BY ASCHE & SPENCER

Production: Phillip Noss http://phillipnoss.us
Co-Production: Tobias Cordes https://flyfishingguide-berlin.de
Thumbnail photo: Phillip Noss http://phillipnoss.us
Music: Asche & Spencer https://ascheandspencer.com
More information about Tobi’s Ferox Featherworks: http://ferox-featherworks.com
More information about Tobi’s clothing: https://eu.patagonia.com

Alle Details finden Sie auf unserer Website "Drachental Tour" und unserem Blog "Die Legende vom Drachental". Wenn Sie mehr erfahren möchten oder eine Buchungsanfrage haben, schicken Sie uns gerne eine Nachricht.

Sommerhechte mit der Fliege

Sommerhechte mit der Fliege

Die Wellen funkeln verheißungsvoll zwischen den Stämmen des Buchenwaldes, als wir den glasklaren See im Morgengrauen erreichen. Nebelschwaden stehen über der Bucht und die Sonne schimmert matt wie in einem Milchglas. Dumpf und hohl klingen unsere Schritte auf dem Steg, als wir die mit Tau überzogenen Boote beladen und mit Rudern bestücken. Kein Geräusch ist zu hören. Selbst der kleinste Handgriff erzeugt ein Echo, dass aus dem Wald zurückhallt. Hin und wieder blitzt die Flanke eines Brutfisches unter den Booten silbern hervor. Die Schwärme suchen Schutz im seichten Wasser des Schilfgürtels - und dort sind sie garantiert nicht allein!

Es ist Anfang Juni, die Hechte haben vor ungefähr vier Wochen gelaicht und ernähren sich nun hauptsächlich von Barschen, die auch ins flachere Wasser ziehen, um für ihren Nachwuchs zu sorgen. Unser Ziel ist es, die Räuber in den Grasfeldern und an den Kanten zu überlisten.
Mit Glück lassen sie sich auch im Freiwasser fangen, wo sie den Maränenschwärmen bis in grosse Tiefe folgen, doch einfacher ist es, die Hechte im Flachwasser zu fangen.

Wir stecken unsere #8 Ruten zusammen und entscheiden uns zunächst für eine hover/ intermediate Schnur. Als Vorfach setzen wir auf Fluorocarbon, Stärke 0,60mm, das wir mit einem knotbaren Stahlvorfach, rund 40-50 cm lang, verbinden.
Dann durchschneiden die ersten Ruderschläge die Wasseroberfläche und führen uns entlang einer dicht bewaldeten Landzunge.

Hier liegt ein Hauch von British Columbia in der Luft

Hier liegt ein Hauch von British Columbia in der Luft

Einige Bäume sind ins Wasser gestürzt und bilden eine mystische Unterwasserlandschaft aus versunkenen Knüppeln, aber auch ganzen Bäumen mit Algenvorhängen und einem Stillleben aus Wasserpflanzen. Sie sind ideale Unterstände für Hechte und Barsche!

Die Lichtungen der Uferregion erinnern an nordamerikanische und kanadische Landschaften. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich hier einen Braunbären vorstellen, der aus dem Wald kommt, um seinen Durst am See zu löschen, ich spüre einen Hauch von British Columbia. Die Stelle scheint perfekt zu sein, der flache Uferbereich fällt hier steil bis auf 6 Meter ab, an der klar sichtbaren Kante wechselt die Wasserfarbe von Smaragdgrün in ein tiefes Flaschengrün.

Wir werfen unsere Streamer bis zur sandigen Flachwasserzone. Ein paar Strips ...Pause ...ein paar Strips ...Pause. So fischen wir die Streamer bis über die Abruchkante. Und ein neuer Wurf.
Ich schaue mich um, genieße die Stille und lasse die Landschaft auf mich wirken. Sie ist unglaublich präsent! Und kein Mensch weit und breit, wir haben den ganzen, kristallklaren Körper eines Gletschersees für uns alleine! Die Stille um uns herum wird nur kurz mit den Wurfgeräuschen der Schnur, die gleichmässig durch die Ringe schießt, zerschnitten, doch trotz der Stille liegt eine Spannung in der Luft. Man weiß nie, ob gleich ein Hecht aus dem Nichts zuschlagen wird ...

Die Trance und die Stunde der Wahrheit

Während die Sonne langsam über die Wipfel der Bäume kriecht, lassen wir uns mit der Strömung entlang der Uferzone treiben und verfallen in einen fast tranceähnlichen Zustand. So könnte es Stunden weitergehen, von mir aus sogar Tage.

Es ist mal wieder einer dieser Momente, in denen man glaubt, an Nichts gedacht zu haben, als plötzlich der unverkennbare, dumpfe Biss einschlägt! Sofort durchströmt das Adrenalin in meinen Körper. Mit einem knappen und kontrolliertem „ja“, das ich hinüberrufe, teile ich meinen Biss mit. Der Hecht kann sich mit seinen pumpenden Kopfbewegungen nicht vom Streamer lösen und versucht ins Kraut zu ziehen. Der Haken scheint sicher zu sitzen und ich kann ihn daran hindern, noch tiefer zu gehen. Er ändert die Richtung und versucht, sich mit schnellen, ruckartigen Bewegungen zu befreien.

Schliesslich sehe ich ihn golden-glitzernd wie ein Schatz vom Grund im klaren Wasser des Sees aufsteigen und kann ich ihn sicher im Kescher landen. Ich bin mit mir und der Welt zufrieden, und würde im Traum nicht daran denken, jetzt irgendwo anders zu sein, geschweige denn, etwas anderes zu machen.

Siesta im Bug und der Besuch der Seeadler

Der Tag klart auf, die Temperaturen steigen und ein paar Magnesium-weiße Wolken hängen im Himmel wie Zuckerwatte. Ich setze den Anker und mache mir einen Espresso. Als mir der Geruch von gerösteten Bohnen in die Nase steigt und Kaffee schliesslich gurgelnd in die Kanne sprudelt, mache ich es mir im Bug bequem und schaue in den Himmel. Zwei Seeadler tauchen auf, kreisen vor blauem Hintergrund. Glücklicherweise konnte sich ihr Bestand dieser imposanten Greifvögel in dieser Region durch intensiven Artenschutz weitestgehend erholen. Als die Seeadler schließlich am Horizont verschwinden, wird ich die Kaffeepause beendet und es geht auf in die "Pike Bay".

Die Pike Bay ist jetzt der Hotspot des Sees

Unsere selbstgetaufte „Pike Bay“ ist in dieser Jahreszeit der Hotspot des Sees! Mit einer Wassertiefe von 3-5 Metern und riesigen "grünen Teppichen" aus Armleuchteralgen, Bänken und Wällen bietet diese Bucht Einstand für viele Hechte. Besonders in den Nachmittagsstunden lassen sich hier Hechte aus dem Unterwasserdschungel locken. Nimmt ein Hecht die Verfolgung des "Sheep Head", das ist klaren Wasser gut zu beobachten, dann heißt es ruhig bleiben. Oft hilft ein plötzlicher Kurswechsel, um den Hecht zu reizen und es bestehen gute Chancen, den Biss live mitzuerleben. Manchmal kommt die Attacke auch erst kurz unter der Wasseroberfläche, was es nicht weniger spannend macht!

Deutlich sehe ich meinen grünen Streamer aus der Tiefe aufsteigen, als, wie dem Nichts ein dunkler Schatten unter ihm auftaucht! Da ist sie also, die Situation! Ich beschleunige die Fliege und lasse sie nach einem abrupten Stopp taumeln. Nach einem ruckartigen Strip schlägt der Hecht zu, inhaliert den Sheep Head von der Seite! Es ist ein wahres Erlebnis zu sehen, wie kompromisslos ein Hecht zuschlägt!
Es ist ein guter Hecht, er darf wieder schwimmen und weiter wachsen.

Rauch steigt auf - Das Zeichen aus der Küche

Durch den Rauch, der träge zwischen den Laubbäumen der kleinen Halbinsel aufsteigt, erkenne ich, dass der Grill schon angeheizt wurde. Ich lege an und schildere meinem Kumpel lebhaft, wie es zu den beiden Bissen kam. Die Laune steigt stetig mit der Temperatur des Grills und der Vorfreude auf die Stunden des Nachmittags. Beflügelt durch den Blick auf den großen, klaren und geheimnisvollen See inmitten herrlicher Buchenwälder öffnen wir ein Bier und machen Pläne für die nächsten Reisen, amüsieren uns über die Geschichten alter Unternehmungen. Zum Beispiel als wir nach Sardinien reisten, um Wolfsbarsche zu fangen und dabei vom Sturm fast von den Klippen gefegt wurden. Oder als wir dazu hinreißen ließen, während eines Schneesturms in Dänemark auf Meerforellen zu fischen und dabei fast zu Eis erstarrt wären.

Rauch steigt auf - Das Zeichen aus der Küche

Durch den Rauch, der träge zwischen den Laubbäumen der kleinen Halbinsel aufsteigt, erkenne ich, dass der Grill schon angeheizt wurde. Ich lege an und schildere meinem Kumpel lebhaft, wie es zu den beiden Bissen kam. Die Laune steigt stetig mit der Temperatur des Grills und der Vorfreude auf die Stunden des Nachmittags. Beflügelt durch den Blick auf den großen, klaren und geheimnisvollen See inmitten herrlicher Buchenwälder öffnen wir ein Bier und machen Pläne für die nächsten Reisen, amüsieren uns über die Geschichten alter Unternehmungen. Zum Beispiel als wir nach Sardinien reisten, um Wolfsbarsche zu fangen und dabei vom Sturm fast von den Klippen gefegt wurden. Oder als wir dazu hinreißen ließen, während eines Schneesturms in Dänemark auf Meerforellen zu fischen und dabei fast zu Eis erstarrt wären.

Dies sind die Momente, in denen man wirklich merkt „zu leben“. Und zu denen zählen auch die, in denen man unter freien Himmel herzhaft in das krosse Brot seines frisch gegrillten Köftes hineinbeißt!
Wir haben den letzten Bissen gerade heruntergeschluckt, da hören wir ein lautes Platschen, das direkt vom Ufer kommt - das war ein Hecht!

Kurzer Blick, schon verstauen wir in Windeseile Grill, Tassen und Besteck in unsere Aluminiumkisten und in die Boote, wenige Minuten später ziehen unsere Streamer wieder über die Krautbänke.
Mitten im Wurf höre ich Gerd aus dem anderen Boot rufen:„Ich habe einen! Und ich glaube, der ist echt gross!“ Ich lege mich in die Riemen, schneller denn je, schau dabei über die Schulter. Gerd steht im Boot, seine Rute biegt sich bis zum Griff!
Dann bin ich bei ihm, stoppe das Ruderboot in sicherer Entfernung. Gerds Fliegenschnur durchschneidet die Wasseroberfläche wie eine Stichsäge. „Ich schätze er will ins Kraut.“

Glatt wie ein Spiegel liegt der See vor uns

Unbeirrt zieht der Hecht weiter, bestimmt die Richtung und es dauert eine ganze Weile, bis er zum ersten Mal zu erkennen ist: Ein schöner Fisch, den man unter keinen Umständen verlieren möchte!
Brenzlich wird es, als der Hecht versucht, unter das Boot zu kommen, was Gerd zum Glück im letzten Moment verhindern werden kann. Dann gelingt es uns, ihn zu landen und wir bestaunen einen wunderbar gefärbten Hecht der 80+ Klasse. Es hat sich wie immer gelohnt zu warten und an das Gute zu glauben!

Nachdem wir den Hecht wieder ins glasklare Wasser entlassen, rudern wir entlang des Westufers. Langsam bricht die Dämmerung herein. Es ist jetzt absolut windstill und der See liegt glatt wie ein Spiegel vor uns. Die Sonne senkt sich und taucht den Himmel in ein leichtes Orange. Unser Gletschersee hat uns mal wieder nicht im Stich gelassen und auch auf unsere „Sheep heads“ war wie immer Verlass.

Veröffentlichung im FliegenFischen Magazin: 

https://www.blinker.de/magazine/fliegenfischen/

Fotos: Tobias Cordes, Phillip Noss

Autor

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Tobias Cordes

Tobias Cordes ist Bassist der Berliner Band Seeed, Mitbegründer des Labels Ferox Featherworks und Fly Fishing Guide Berlin. Er fährt seit über 10 Jahren in seine zweite Heimat chilenisch Patagonien zum Fliegenfischen und gibt gerne seine Erfahrungen als Guide in Deutschland, Dänemark und Chile weiter.

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Von der Natur des Fliegenfischens

Von der Natur des Fliegenfischens

Menschentrauben haben sich an den Ampeln gebildet. Polizisten versuchen mit Trillerpfeifen, den Verkehr zu regeln, sie werden aber vom Hupen ungeduldiger Autofahrer übertönt. Es ist Karneval in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile – ein Detail, das ich in meine Reiseplanung nicht einkalkuliert hatte. Der Fahrer des Micro-Busses, in dem ich sitze, lässt sich von Passagieren durch zugeparkte Gassen navigieren. Staub dringt durch die flatternden Vorhänge der gegen die Hitze der Nacht weit aufgeschobenen Fenster. Vollbremsung. Meine Fotoausrüstung landet mit einem lauten Knall auf dem Blech des Busbodens und rutscht unter die Vorderbänke. Ich versuche die Fassung zu wahren. Aber wie Profis unter Fernreisenden sagen: Wenn alles beginnt, schief zu gehen, fängt das Abenteuer erst an.

Ich entscheide mich, an der nächsten Ecke auszusteigen, um das letzte Stück zum Bus-Terminal zu Fuß zu gehen. Zum Glück erreiche ich meinen Bus nach Puerto Montt noch rechtzeitig. Ich lasse mich in den Sessel fallen und genieße den Ausblick auf die Menschenmassen. Wie ein riesiges Insekt, dass sich in einen Ameisenhaufen verirrt hat, kriecht unser Bus durch die Straßen von Santiago.

Langsam verschwinden die Lichter der Stadt, die allgegenwärtigen Sirenen der Polizeiautos werden leiser und wir nehmen Fahrt auf. Ich lehne mich zurück und lasse die nächsten 2.000 Kilometer auf mich zukommen: rund zehn Stunden mit dem Bus nach Puerto Montt und von dort eine Stunde Flug nach Balmaceda – dann bin ich in Patagonien!

Balmaceda, gelegen nahe der argentinischen Grenze, hat gerade einmal 500 Einwohner. Meine Kumpel Jarvis und Christian holen mich ab. Es ist eine völlig andere Welt: Die Luft riecht nach Moos und feuchter Erde. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir unsere Hütte am Rande von Coyhaique. Von dort bietet sich eine prächtige Panoramaaussicht auf den Nationalpark Rio Simpson, der von dichten Wäldern bedeckt ist. Unten schneidet sich das Tal tief in den schiefergrauen Fels, von Gletschern geformt und vom Wetter zerklüftet. Auch der Dauerregen der vergangenen Tage hat seine Spuren hinterlassen. Von den Gipfeln der Anden entspringen zahlreiche Wasserfälle, ihre Gewalt verleiht dem Rio Simpson durch aufgewühlten Schlamm die Farbe von Milchcafé.

Am Abend steht Fliegenbinden auf dem Programm. Wir sind zu viert: Meine drei chilenischen Freunde Jarvis, Christian und Julio habe ich auf meiner Tour im vorigen Jahr kennengelernt. Jeder von uns kratzt zusammen, was sich Brauchbares finden lässt. Wer improvisieren kann, ist klar im Vorteil: Jarvis hat Hühnerfedern aus Omas Garten gesammelt, Julio zaubert Federn vom Fasan hervor und ich bürste das Fell der Hüttenkatze Sombrita. Es eignet sich wunderbar für das Binden von Trockenfliegen, weil diese dann die Eigenschaft haben, auf dem Wasser zu schwimmen. Sie sehen dann aus wie frisch geschlüpfte Eintags- oder Steinfliegen, die im Begriff sind, von der Wasseroberfläche zu starten.

Aus einer Tüte mit bunten Gummibändern fertigen wir feine Insektenbeine. Die Begleitmusik besteht aus Tipps und Geschichten aus der letzten Saison. Gelegentlich landet auch ein saftiges Stück Rindsfilet auf dem Grill.

In den folgenden Tagen kehrt der Rio Simpson langsam zu seiner vertrauten türkisblauen Farbe zurück, damit steigt die Chance auf ein paar hungrige Forellen. Zeit, endlich mit dem Angeln zu beginnen. Die am Vortag gebastelten Fliegen wollen schließlich ausprobiert werden.
Der Fluss wirkt mächtiger denn je, sämtliche Steinbänke sind überspült. In der Dämmerung, der Rio Simpson ist in unwirklirkliches Orangerot getaucht, steigen die ersten Forellen auf, um frisch geschlüpfte Steinfliegen von der Oberfläche zu futtern. Das wieder bedeutet: Hochbetrieb an der Rute.

Strasse ins Glück: La Carretera Austral

Mit frisch gefüllten Fliegendosen und vollgetanktem Wagen fahren wir im Morgengrauen des nächsten Tages Richtung Süden. Die Luft ist klar, der Himmel hellblau und die wie mit Puderzucker bestreuten Gipfel der Anden leuchten purpurfarben wie auf einem Ölgemälde, das nur für diesen Augenblick gemalt wurde.

Das Tal vom Lago Elizalde führt uns durch kleine Dörfer mit einigen windschiefen Häusern, Hühner bringen ihre Küken am Straßenrand in Sicherheit. Wir erreichen die Brücke des Rio Paloma und gönnen uns einen Schwindel erregenden Blick in die tiefe Schlucht. Der Fluss schlängelt sich königsblau durch die Felsen, in den Bäumen hängt der morgendliche Nebel wie ein nasses Laken. Ein Fuchs trabt vorbei und verschwindet gleich darauf leichtfüßig im Unterholz.

Wir klettern die Böschung hinunter bis zum Ufer, Nebelschwaden ziehen über das Wasser und geben unseren ersten Würfen eine besondere Magie. Ich beobachte zwei Kondore, die am Berghang auftauchen. Majestätisch steigen die mächtigen Geier ohne einen einzigen Flügelschlag in die Höhe, bis nur noch zwei kleine Punkte am milchigen Himmel zu erkennen sind.

Wir waten den Fluss aufwärts, wo das Ufer immer undurchdringlicher und das Wasser immer klarer wird. In der Dämmerung erreichen wir einen Wasserfall, vor dem sich ein ausgedehnter Pool gebildet hat. Unsere neuen Fliegen scheinen hier besonders gut anzukommen. Alle zehn Minuten ruft jemand „Biss!“ oder „Truchon!“ (große Forelle).

Eine mondlose Nacht bricht herein. Die Milchstraße ist zum Greifen nah. Wir schalten die Stirnlampen aus und in diesem Augenblick kapituliert sogar der sonst unbezwingbare Drang zum Fischen vor diesem imposanten Sternenhimmel.

Beseelt wandern wir zurück zu den Zelten, machen ein Feuer und philosophieren darüber, dass uns die Fliegenrute schon zu magischen Orten geführt hat, die wir sonst nie und nimmer gesehen hätten.
Nach einem Frühstück mit Mate, dem in Südamerika verbreiteten Tee aus den Blättern des gleichnamigen Strauchs und Eiern von glücklichen Landhühnern führt unsere Route durch das Naturreservat Cerro Castillo. Hier beginnt die legendäre staubige Schotterpiste, die uns durch einsame Steppen und undurchdringliche Wälder zu dem mit 1.850 km2 zweitgrößten See Südamerikas führt – dem Lago General Carrera.

Alles klar am Rio Cochrane

Seine Wassermassen, die sich ungefähr halbe-halbe zwischen Chile und Argentinien (dort heißt er Lago Buenos Aires) aufteilen, fließen über den Rio Baker in den Pazifik ab. Zum Glück gelang es der Bevölkerung durch lautstarken Protest, ein Projekt für den Bau von zwei Staudämmen zu stoppen, so dass der natürliche Flusslauf des Rio Baker unberührt blieb.

Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Rio Cochrane, an dessen Ufer wir einen schönen Platz für ein großes Lagerfeuer, Wein und einen Blick in die Sterne finden.
Am nächsten Morgen sind wir überwältigt von der Klarheit des Flusses. Wir pirschen uns entlang der steilen Uferböschung und trauen unseren Augen nicht: In der seichten Strömung stehen, deutlich sichtbar, mehrere Regenbogenforellen mit über 50 Zentimeter Länge und warten auf Nahrung.

Am seidenen Faden

Wir montieren unsere Ruten mit Trockenfliegen und schleichen flussaufwärts, damit die Fische unsere Absichten nicht gleich sehen können. Schließlich schiebt sich meine Fliege in das Gesichtsfeld einer Forelle. Sie nimmt Kurs auf den Köder, dreht aber auf den letzten Zentimetern wieder ab.
Ganz so einfach, wie es aussieht, ist Angeln hier nicht: In dem glasklaren Wasser bleiben selbst hauchdünne Schnüre nicht unbemerkt. Ich ändere meine Strategie und lasse die Fliege in der seichten Strömung absinken, indem ich nach und nach Schnur gebe. Als sie sich langsam straft , vermute ich zunächst, dass sie sich am Grund verhakt hat. Ich setze den Anhieb und spüre den Fisch, der gleich darauf Zuflucht im Unterholz sucht. Wenn er das Versteck einmal erreicht hat, habe ich mit meiner dünnen Schnur keine Chance mehr. Ich steuere also dagegen und versuche zugleich, der Schnur nicht zu viel zuzumuten. Der Fisch bemerkt die Kursänderung und flüchtet in vollem Tempo, springt aus dem Wasser und verabschiedet sich mit einer gekonnten Kopfbewegung für immer – eine Choreographie, die einstudiert wirkt wie ein gutes Ballett.

Kurz darauf erscheint ein Schmetterling am Ufer und flattert dicht über der Wasseroberfläche dahin. Das veranlasst eine Forelle, sich von ihrem Standplatz am Grund zu lösen und den unberechenbaren Bewegungen des Schmetterlings zu folgen. Meine Fliege, bloß Nebendarsteller in diesem Geschehen, wird von der Forelle scheinbar nebenbei inhaliert. Trotz ihrer folgenden, kraftvollen Flucht gelingt es mir, sie nach einem aufregenden Drill in meinen Händen zu halten. Was für ein Glück!

Grande Finale am Rio Baker

Doch das Beste kommt noch: die Mündung des Rio Cochrane in den Rio Baker. Beim Anblick dieser fantastischen Kulisse müssen wir in Ehrfurcht vor der Schönheit dieser Welt einen Moment innehalten, bevor wir beginnen, die ersten Würfe zu machen.

Bei brütender Hitze stehen die Forellen im Schatten der krautigen Ufer und warten auf Insekten oder Brut fische. Christian kramt eine alte Fischimitation aus der Dose, die er wenige Zentimeter über dem Grund langsam entlang führt. Kurz vor seinem nächsten Wurf schießt plötzlich aus dem Nichts eine riesige Regenbogenforelle hervor, um sich seine Fliege zu schnappen. Nach einem kurzen Kampf legt sie sich auf die Seite, was Christian als Ermüdungserscheinung deutet. Doch kurz bevor er sie mit einem entschlossenen Griff an der Schwanzflosse landen will, flüchtet die Forelle ins tiefe Blau. Einsam taumelt Christians Fliege im Wasser.

In der Abenddämmerung beginnt die Stunde der Wahrheit. Massenhaft steigen Forellen auf, um sich Mai iegen einzuverleiben. Es wirkt, als hätte jemand einen Schalter umgelegt: Uns wird schlagartig bewusst, wie viele Fische hier leben. In diesem Moment bringt fast jeder gezielte Wurf eine Bach- oder Regenbogen- forelle. Wir fühlen uns wie halb verdurstete Wüstennomaden, die endlich eine Oase gefunden haben. Glücksgefühle ohne Ende. Als das große Fressen vorbei ist, packen wir zufrieden unsere Ruten ein und genießen den Blick auf das einzigartige Panorama von blau eingefärbten Bergen unter feuerrotem Himmel.
Eine alte Anglerweisheit besagt, dass es schön ist, wo auch immer Forellen sind. Diese Behauptung stimmt am Rio Baker noch mehr als an jedem anderen Ort der Welt.

Fotos: Tobias Cordes

Autor

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Tobias Cordes

Tobias Cordes ist Bassist der Berliner Band Seeed, Mitbegründer des Labels Ferox Featherworks und Fly Fishing Guide Berlin. Er fährt seit über 10 Jahren in seine zweite Heimat chilenisch Patagonien zum Fliegenfischen und gibt gerne seine Erfahrungen als Guide in Deutschland, Dänemark und Chile weiter.

REALTED STORIES

Fliegenfischen im Drachental

Fliegenfischen im Drachental

Es kann nichts Vollkommeneres geben, als sich beim Anbruch des Tages eine Fliegenrute zu greifen, den Rucksack zu packen und die Aussicht auf einen Tag an einem wilden, nahezu unberührten Fluss zu genießen.
Es ist ein klarer, himmelblauer Tag im späten Mai; die Luft ist warm und die Wälder sprießen in sattem Grün. Eine Bergstraße führt mich durch bezaubernde Fichtenwälder über kleine Bäche und saftige Weiden. Am Horizont schimmern die Kämme der Voralpen im Morgenlicht.
Dann öffnen sich die dicht bewaldeten Hänge des magischen Drachentals vor mir; still liegt es unten zwischen den umliegenden Felswänden.

Die Legende

Vor rund 500 Jahren ließen sich die ersten Siedler im Süden des Leitzachtals nieder. Sie bauten ihre Häuser an den Hängen der Berge und hörten die Leitzach tief unten im Tal donnern. Den Weg dorthin mieden sie allerdings. Sie glaubten, dass in der Tiefe Drachen hausten. Wenn am Morgen der Nebel an den Berghängen hinaufstieg, dachten sie, das sei der Rauch des Drachenfeuers. Der Name „Drachental“ war geboren. Er ist bis heute geblieben.

Ein Fluss voller Leben

Im Oberlauf meist gesäumt von weitläufigen Wiesen, fließt die Leitzach durch die malerische Landschaft der Voralpen. Sie steckt voller Leben. Das liegt an ihrem frischen, sauerstoffreichen, glasklaren Wasser mit den sprudelnden Stromschnellen und tiefen Pools – alles in allem ein idealer Lebensraum für Regenbogen- und Bachforellen sowie Äschen.
Das kühle Bergwasser sorgt dafür, dass die Fische auch in der Sommerhitze aktiv sind. Im Frühling kann man hier wunderbare Fliegenschlüpfe erleben, wobei große Steinfliegen einen wichtigen Teil der Fischnahrung ausmachen.

Doch das Beste ist, dass in dieser Region seit den 1930er Jahren praktisch kein Fischereidruck ausgeübt wurde. Die natürliche Umwelt ist einer Familie zu verdanken, die seit Generationen ausschließlich im Drachental fischte. So konnte sich in der Leitzach eine gesunde Population von Forellen und Äschen entwickeln, von denen viele nie zuvor eine künstliche Fliege gesehen haben.

Die ersten Würfe

Oberhalb der alten Mühle von Wörnsmühl steige ich in meine hüfthohe Wathose und binde eine Elk Caddis-Fliege an mein 0,18mm Vorfach. Froh über die kühle Erfrischung des Gebirgswassers, mache ich meine ersten Würfe in den Schattenbereich des gegenüber liegenden Ufers. Kleine Forellen attackieren die Trockenfliege sofort. Sie stellen sich an meiner 4er-Rute als ziemlich kampfstark heraus.
Mit ihrer wunderbaren Zeichnung sind sie der lebende Beweis der exzellenten Wasserqualität und des reichen Nahrungsangebots.
Gemächlich wandere ich am Ufer flussaufwärts, um größere Fische zu entdecken. Der Weg führt vorbei an mächtigen Felsen, hinter denen sich Rückströmungen bilden. Von einer Holzbrücke öffnet sich ein fantastischer Blick über einen Pool, der mich mit seinem türkisfarbenen, glasklaren Wasser an die Flussläufe Sloweniens erinnert; hier ist das Tor zum geheimnisvollen Drachental.

Im Schutz überhängender Äste wartet eine Gruppe Forellen auf Futter. Es erfordert ein bisschen Geschick, um die Trockenfliege stromaufwärts vor ihnen abzulegen. Die starke Strömung sorgt dafür, daß ich den Anhieb sehr schnell setzen muss. Die bildschönen Regenbogenforellen zögern nicht lange, mein Herz schlägt höher.

Hinein ins Drachental

Immer auf der Suche nach einem Nebenfluss oder einem noch besseren Platz zum Fischen folge ich dem Flusslauf, der tiefer ins Tal hinein führt. Die Hänge werden steiler und nur wenige Sonnenstrahlen durchdringen das dichte Blätterdach der Bäume. Die Geschichte der alten Legende kommt mir in den Sinn. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie ein Drache im Unterholz zwischen den riesigen Farnen und Moosen lebte, um die geheime Quelle der Leitzach zu bewachen. Gewaltige Stauden, auf denen Steinfliegen von beeindruckender Größe krabbeln und imponierende Libellen, die am Ufer patrouillieren, könnten auch aus einem Zeitalter aus der Frühzeit der Erde stammen.
Da sich kaum Forellen an der Oberfläche zeigen, knote ich zunächst die bewährte Prince Nymphe an mein Vorfach und lasse sie in ohne jede Bewegung am Ufer entlang treiben – in einer dead Drift , wie Fachleute sagen. Diese Methode funktioniert hier wunderbar.

In den tieferen Pools bringe ich eine beschwerte Goldkopf-Nymphe ins Spiel, um größere Forellen aus der Tiefe zu locken; vorerst noch ohne Erfolg. Dann durchstreife ich die Schutzzone der Leitzach, in der sich zwischen großen Schilfgürteln viele Brutplätze einheimischer Vögel befinden. In der Ferne erhebt sich, 1.838 Meter hoch, majestätisch der Wendelstein. So viel Anmut rundum macht ein bisschen demütig.

Die Stunde der Grossen

Es treibt mich weiter stromaufwärts, durch mannshohes Schilf, wo die Leitzach in einer breiten Kurve um eine längliche Schotterbank führt. Hier haben sich vom Fluss mitgeführte Steine und große Mengen von Sand abgelagert – ein idealer Platz für ein Camp. Ich sammle etwas Totholz für die Feuerstelle und lasse eine Stonefly-Nymphe die Kiesbank entlang driften.
Es ist der Auftakt für den Höhepunkt des Tages: In der Dämmerung nämmlich winkt die Stunde der Großen! Und wirklich: Es gibt packende Drills, die einen beflügeln und die Vorfreude auf den nächsten Tag schüren.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit packe ich meine Rute und wandere zurück zum Lager; es wird umhüllt vom Alpenglühen der umliegenden Berge. Am Lagerfeuer entfaltet sich einmal mehr die einzigartige Magie dieses Ortes. Ich lege den Kopf in den Nacken, über mir erstahlt der Sternenhimmel in seiner ganzen Pracht. Man kann sich kaum satt sehen. Am Ende schlüpfe ich glücklich ich in meinen Schlafsack.

Neuer Tag, neues Glück

Der neue Tag ist frisch und kraftvoll. Ich klettere am frühen Morgen aus meinem Zelt. Nebel liegt auf dem Fluss. Junge Forellen pflücken bereits kleine Insekten von der Wasseroberfläche.
Während die Sonne langsam über die Wipfel der Bäume steigt, koche ich Kaffee und beobachte das Schauspiel. Später folge ich einem Wanderweg, der mich entlang des Berghangs führt. Sonnenstrahlen leuchten das Flussbett aus. Fasziniert von dem Funkeln, das das Licht auf den Wellen erzeugt, entdecke ich hinter einem Felsen eine große Bachforelle in ihrer Komfortzone. Aufgeregt wate ich zum anderen Ufer, um sie von dort stromaufwärts anzuwerfen. Viele Versuche wird sie mir bestimmt nicht geben.

Der erste Wurf gerät noch etwas zu kurz. Danach landet meine Trockenfliege genau auf dem Felsen. Mit einem Zupfer gelangt sie in die Strömung und treibt direkt hinter den Felsen, wo die Forelle noch immer wartet. Sie zögert keine Sekunde und attackiert meine Fliege sofort. Sie entwickelt in der Strömung eine verblüffende Kraft , so dass ich ein Stück flussabwärts laufen muss, um sie nicht zwischen dem Treibholz und den Felsen des Strömungstrichters zu verlieren. In rasendem Tempo wechselt die Forelle zwischen den Strömungen hin und her, ihre Flanke glitzert golden in den Wellen der Leitzach.

Am Ende gleitet der prächtige, rot orange gepunktete Fisch ermattet in meinen Kescher. Zufrieden mit meinem Fang picknicke ich auf einer duftenden, blühenden Wiese. Schwer zu beschreiben, welche Gefühle mein Inneres in diesem Moment fluten. Vielleicht ähneln sie denen eines Bergsteigers beim Erreichen des Gipfels, oder jenen eines Surfers, dem es gelingt, eine besonders hohe Welle zu reiten.
Eines steht fest: Für mich gibt es nichts Wichtigeres als die Flüchtigkeit und Einfachheit dieser Momente. Sind sie doch eine Chance, die Schönheit seiner Umgebung zu erkennen; nach innen zu schauen und ein Teil seiner Umwelt zu werden.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Phillip Noss, Jonathon Muir

The Walden Tour

Vier Gestalten sitzen entspannt im Schatten einer Weide, als wir mit unserem Wagen auf dem knirschenden Kiesweg am Ufer der Warnow anrollen. Einer von Ihnen trägt einen riesigen Sombrero und bastelt am Objektiv seiner Kamera herum, die anderen sitzen im Schatten ihres Campers. Wenn das nicht die Jungs von WALDEN sind!

Der Spur eines Flusses folgen

Bei der Begrüßung liegt die angenehme Spannung der Ungewissheit in der Luft. Nach einem kurzen Equipment-Check überlegen wir am Steg, wer in welchem Boot fahren wird und wie wir die Route aufteilen. Alles andere lassen wir auf uns zukommen. Harald erkundigt sich, welche Fische beissen werden, wenn sie denn beissen. Eine berechtigte Frage, da zwei Wochen zuvor noch kein Lebenszeichen der Döbel, auf die wir es hier und heute abgesehen haben, zu sehen war. Nachdem alles an Bord verstaut und auch die Fliegenrute von Matthias einsatzbereit ist, die er passend zum Anlass vom Dachboden geholt hat, geht es mit der Karawane von drei Kanadiern flussabwärts.

Bei sonnigem Wetter sichten wir die ersten grossen Fische im glasklaren Wasser, die Aufregung steigt! Matthias ruft rüber: „Der umgefallene Baumstamm im Wasser ist doch der ideale Spot…checkt doch mal, ob hier was geht.“ Wir machen unsere ersten Würfe ins Flachwasser, in dem die Pflanzen der Strömung geschmeidig nachgeben. Malte hält mit seiner Kamera drauf. Plötzlich schiesst ein Döbel aus der Deckung hervor, schnappt sich die Maifliege und zeigt, wie spektakulär es im Drill mit seinesgleichen zugehen kann. Ich muss zugeben, dass dieser Fisch wahrlich nicht der Grösste war, er aber eine sehr entspannende Wirkung auf uns und den weiteren Verlauf der Tour hatte.

Auf der nächsten grossen Wiese machen wir eine Pause, um den Jungs von WALDEN auch mal die Fliegenrute in die Hand zu drücken. Natürlich alles Naturtalente…das versteht sich von selbst! Im Schatten der anderen Uferseite lässt sich während des Einsteiger-Kurses noch der eine oder andere Fisch fangen.

Harald macht den Vorschlag, bei der nächsten Gelegenheit ein kleines Picknick einzulegen. Sein Picknickkorb hält, was er verspricht. Italienisches Landbrot, verschiedenste Salami- und Käsesorten kommen zum Vorschein. Dazu ein kühles Bier und der Tag gehört uns!

Wir schlagen vor, das Lager in einem kleinen Waldstück zu bauen, das in der Nähe liegt. In den  lauen Nachmittagsstunden lassen wir uns vorbei an Schafweiden und Biberbauten treiben. Über uns kreisen Rotmilane, als wir unser Ziel in der Dämmerung erreichen. Nach einem Bad geht es mit frischen Kräften ans Werk. Matthias instruiert uns, wie die neuen Schlafhängematten vernünftig platziert werden und Markus baut eine Feuerstelle, während Harald die Zutaten des abendlichen Grills zusammenstellt. Während die Würste vor sich hin brutzeln, wird eine Flasche Rotwein entkorkt und ein bisschen weitergefischt.

Mittlerweile ist der Ehrgeiz bei allen Beteiligten entflammt, wir feilen an den Würfen und die unmittelbare Chance auf einen größeren Fisch treibt uns an. Es bleibt bei ein paar Barschen, die im letzten Licht des Tages auf die Jagd gegangen sind. Am Feuer geben wir noch ein paar Geschichten vom Fliegenfischen und dem Leben zum Besten. In der Hoffnung auf guten Schlaf kriechen wir in unsere Hängematten.

Der Spirit eines neuen Tages

Erstaunlich frisch begegnen wir uns am nächsten Morgen. Der Geruch von frischem Espresso und verbrannten Holz liegt in der Luft. Die Sonne kriecht über die Kronen der Kiefern und macht Lust auf einen neuen Angeltag. Während wir unseren Kaffee schlürfen, stellt uns Harald ein paar Fragen zum Fliegenfischen und notiert unsere Antworten auf seinem Notizblock. Der grösste Reiz am Fliegenfischen besteht für uns neben dem Draußen sein darin, die Fische zu suchen und sich möglichst lautlos zu nähern. Da die Fliegen durch ihr geringes Gewicht nahezu keine Scheuch-Wirkung auf die Fische haben und im Idealfall selbst gebunden wurden, ist das Fliegenfischen schon eine sehr erfüllende und feine Sache. Es ist ein sehr ursprüngliches Gefühl, eine Forelle mit einem Haken, einem Stück Schnur und einer Entenfeder überlisten zu können.

Dazu kommt, dass es neben der Netzfischerei eben die urtümlichste Art des Angelns ist. Natürlich steht über allem der Gedanke, zusammen mit Freunden die Natur zu erleben, die Fliegenrute ist  dabei auch gerne das Mittel zum Zweck. Es ist allerdings auch reizvoll, nach einem anstrengendem Tag alleine für ein paar Stunden am Wasser zu sein und zu fischen. Die meditative Seite des Fliegenfischens gepaart mit einer kleinen Portion Überlebensinstinkt trifft bei immer mehr Freunden auf echte Begeisterung.

Selber machen!

Heute steht die kräftige Stromschnelle auf dem Plan, bei der es darum geht, Felsen und Brückenpfeilern auszuweichen. Wir entscheiden uns, das Camp stehen zu lassen, um mit weniger Gepäck unterwegs zu sein und notfalls ein paar trockene Sachen parat zu haben, falls doch jemand kentert. Die Fotoausrüstung wird in wasserfeste Beutel verpackt. Die Boote werden zu Wasser gelassen und es geht hinein, in die grüne Hölle….

Diesen besonders spannenden Teil der Warnow möchten wir Euch hier vorenthalten. Den müsst Ihr selbst erkunden! Und nicht die Fliegenrute vergessen! An einem Sommertag die großen Döbel auf Sicht fangen ist ein Erlebnis.

Wenn Ihr Euch bei erfahrenen Stromschnellen- und Döbelbezwingern Unterstützung in Sachen Anmietung von Kanus, Wahl der richtigen Fliege und dem Auffinden der besten Spots holen wollt, einfach bei uns melden.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Malte Joost

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TUNA ON!

TUNA ON!

In der frühmorgendlichen Sonne lichteten wir unseren Anker und fuhren entlang der Sandbänke, die uns zum Tor der offenen See führten. Als die erste Inselgruppe an uns vorbeizog, verwandelte sich das Wasser allmählich in ein immer tiefer werdendes Blau. Unser Außenborder ackerte sich durch den steigenden Wellengang, das Spritzwasser überzog den Bug allmählich mit einer salzigen Kruste und das Sonnensegel trotze der steigenden Hitze. Eine leichte Brise aus Südwesten und der etwas verhangene Himmel versprachen ideale Bedingungen für unseren Ausflug.

Von einem der locals hatten wir erfahren, dass vor einem nahegelegnem Riff immer wieder Thunfisch Schulen Jagd auf Kleinfisch-Schwärme machten. Wir nahmen Kurs auf und bestückten unsere 9# Ruten mit frisch gebundenen streamern, die im Fahrtwind flatternd auf ihren ersten Kontakt warteten.

Nachdem wir es uns auf Deck bequem gemacht hatten, uns auf das gleichmässige Schaukeln unseres Bootes einliessen und die salzige Meeresluft genossen, die sich hin und wieder mit dem Benzingeruch des Aussenborders mischte, tauchte ungefähr einen Kilometer vor uns eine Gruppe von Möwen auf. Sie patrouillierten dicht über den Wellen und wurden von zahlreichen Tölpeln begleitet, die wie Speere ins schäumende Wasser stachen.

Als wir in Reichweite kamen, benötigte es nicht viele Würfe. Ein kurzer, harter Kontakt und das lang ersehnte Surren der Rollen ließ nicht lange auf sich warten. Die Schnur durchschnitt die Wasseroberfläche wie eine Fräse.

Unter uns blitzten die silbernen Flanken des Skipjacks, der direkt in die Tiefe flüchtete.
Als seine Kräfte etwas zu schwinden schienen, konnte ich etwas backing zurückzugewinnen, was mit noch stärkeren Fluchten quittiert wurde.Es gab jetzt nur das Knarren unseres Kahns und das hartnäckige Abziehen der Schnur. Alles andere lag in weiter Ferne. Ich drehte die Rollenbremse langsam zu.

Der Tuna stieg allmählich wie ein blauer Torpedo in grossen Kreisen zur Oberfläche, um sich erneut den Weg in die Tiefe zu erkämpfen. Er wiederholte das Spiel noch einmal und zeigte sich schliesslich an der Wasseroberfläche. Wir holten ihn langsam zum Boot und bewunderten die wunderbare  Zeichnung und Form des schneidigen und unermüdliche Langstreckenschwimmers, der sich im Laufe der Zeit perfekt an sein Medium angepasst hat.

Text: Tobias Cordes  Fotos: Bruno Silva Cordes, Tobias Cordes

Fliegenfischen Tour am Rio Petrohué

Der erste kühle Wind schob sich in der Dämmerung als Vorbote der Nacht durch das Tal, als wir beschlossen, die Dieselpumpe unseres Pickup´s zu wechseln. Wir parkten am Straßenrand und rüttelten im Innenleben der Kühlerhaube, als wollten wir einem alten Mann den letzten Zahn ziehen.

Als die ersten funkelnden Sterne am Himmel erschienen, sprang der Wagen unter Protest wieder an und wir fuhren mit offenen Fenstern in die Nacht, die uns nach einer Weile mit dem Anblick der sich im Mond spiegelnden Wellen des Rio Petrohué belohnte. Wir schlugen unser Lager am Ufer auf, sammelten Feuerholz und krönten den Abend mit gegrilltem Fleisch und einer Flasche Whisky.

Welt der Vulkane

Am nächsten Morgen wurde ich von herüberwehenden Rauchwolken geweckt, als sich einer unserer Jungs daran machte, ein Feuer aus der Restglut zu entfachen, um seinen ersten Kaffee zu brühen. Das Quellwasser des Lago Santo floss stetig in einem klaren ginfarbenen Grünblau dahin und die gelbliche Verfärbung der Laubbäume kündigte die baldige Ankunft des Herbstes an. Die ersten warmen Sonnenstrahlen überstiegen die Wipfel und spielten auf dem Wasser. Wir befanden uns am Eingang der Welt der Vulkane, Flüsse, Wälder und Berge und im Hintergrund thronte der weiße Gipfel des Osornos wie ein ständiger Begleiter.

Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt hatten, steckten wir unsere Ruten zusammen und erkundeten das steinige Flussbett der Umgebung. Ich ließ eine olivgrüne Pankorafliege entlang der Strömungskante driften und schon nach einer handvoll Würfen sprang die erste Bachforelle kunstvoll in die noch dampfende Morgenluft. Dieser Tag würde perfekt werden!

Wir beschlossen, dem Unterlauf stromaufwärts zu folgen, füllten unsere Rucksäcke mit Proviant und stiefelten erwartungsvoll durch das Unterholz des dicht bewachsenen Flussdeltas. Wir fischten sprudelnde Rieselstrecken und geheimnisvolle Pools ab, doch alles blieb ruhig. Nach einer kleinen Pause, in der wir den Ausblick auf die bewaldeten Berge und das Rauschen des Wassers genossen, platzierte ich einen großen Streamer in den Schatten der von Gebüschen gesäumten Uferzone, die eine tief ausgespülte Rinne und somit ideale Bedingungen für größere Fische versprach.

Verfolgungsjagd im Fluss

Was sich plötzlich anfühlte wie ein Felsen der Größe eines Hinkelsteins und sich im nächsten Moment in die pulsierende Kraft eines Fisches verwandelte, den ich mir nicht vorzustellen wagte, entlud sich in einer explosiven Flucht, die bereits die Hälfte meines backings einforderte, ehe ich imstande war, zu reagieren. Von nun an begann eine neue Dimension aus Zeit und Raum, in der ich mich im hüfttiefen Wasser an dornigen Büschen vorbeikämpfte, versuchte Felsen auszuweichen und der Strömungen so gut wie möglich standzuhalten. Das Herz schlug mir bis zum Hals, aber ich wollte diesen Fisch um jeden Preis sehen. Auf einer Schotterbank gewann ich mein backing mit Mühe Stück für Stück zurück.

Die Wasseroberfläche gab dem Kampf des Fisches erstmalig nach und offenbarte den imposanten Rücken des Königslachses, der mit einigen kräftigen Schlägen in Richtung Grund verschwand. Dieses Spiel wiederholte sich mehrere Male, ehe es mir gelang, ihn in unsere Reichweite zu holen, wo er sich nun in voller Größe präsentierte und seine Ehrenrunden im seichten Wasser der Bucht drehte. Ich erklomm die Böschung mit zitternden Knien und versuchte, ihn in die Arme meiner Jungs zu navigieren, die sich ins Zeug legten, als müssten sie einen wilden Mustang in freier Wildbahn bändigen.

Als wir den Königslachs schließlich mit entschlossenem Griff an der Schwanzflosse aus dem Wasser hoben, waren wir überwältigt von diesem majestätischen Fisch, dem einzigartigen Moment und der unfassbaren Freude, die uns für immer verbinden würde.

Vielleicht war das der Fisch unseres Lebens…aber wer weiß das schon!

Text & Fotos: Tobias Cordes

Küstenforellen in Dänemark

Küstenforellen in Dänemark

Zum Beginn der Meerforellen Saison machten wir uns auf den Weg zur süddänischen Insel Als. Nach einer 4,5 stündigen Fahrt trafen wir unsere freundlichen Gäste aus Österreich. Beim abendlichen Kaminfeuer schmiedeten wir grobe Pläne für die nächsten Tage und gönnten uns schonmal einen ersten Blick in unsere Fliegendosen.

Da in der vorhergehenden Woche die Windrichtungen stetig wechselten, entschieden wir uns bei niedrigen Luftdruck und Temperaturen zwischen 10 und 13 zunächst für die Buchten der inneren Fjorde. Bei bedecktem Himmel, Windstärke 3 aus Osten, hohen Wasserstand und einer mäßigen Strömung konnten die ersten Meerforellen den Garnelen nicht widerstehen!

In den nächsten Tagen brachte der Wind aus Südosten eine leichte Welle und mit ihnen 48", 52" und 54" Meerforellen.
Ein gelungener Start in die neue Saison..wir können die nächsten Tage nicht erwarten!

Wir hoffen Euch bald am Wasser zu treffen!

Text: Tobias Cordes  Fotos: Tobias Cordes, Gerd Pollok